Il Trionfo del Tempo e del Disinganno
Der Triumph von Zeit und Enttäuschung
Szenisches Oratorium in zwei Teilen, Libretto von Benedetto PamphiljIn italienischer Sprache mit Übertiteln
In Kooperation mit der Anton Bruckner Privatuniversität
Oper
Premiere am 30.04.2015
Spielstätte BlackBox
Dauer 2 Std. 15 min.
Weitere Termine werden in Kürze bekannt gegeben.
Stückinfo
„Es gibt kein zweites Werk von Händel, welches uns auf eine so anziehende Weise in seine Persönlichkeit führt“, bemerkte 1858 Friedrich Chrysander, der Händel-Forscher und erste Herausgeber von dessen Gesamtwerk, zu der Jugendkomposition Il Trionfo del Tempo e del Disinganno. Die zum Ausdruck gebrachte Alleinstellung des Werks beeindruckt, doch was verrät Händels erstes Oratorium wirklich über seine Persönlichkeit? Der im Titel enthaltene Triumph setzt jedenfalls eine Kontroverse voraus, und diese präsentiert sich als moralisch-theologisch gefärbter Vorgriff auf Kants klassischen Konflikt zwischen Pflicht und Neigung … Vier allegorische Figuren – Schönheit (Bellezza), Vergnügen (Piacere), Zeit (Tempo) und Enttäuschung (Disinganno) – tragen einen philosophischen Konflikt aus, einen Wettstreit um Trug und Ent-Täuschung, um flüchtiges Glück und ewige Seligkeit. Zu Beginn steht Bellezza: Sie betrachtet sich in einem Spiegel (Arie „Fido specchio“ / „Getreuer Spiegel“), voller Zweifel, wie lange sie sich ihrer Reize wohl noch erfreuen könne. Die Einflüsterungen von Piacere zerstreuen zunächst ihre Sorgen; dann aber treten Tempo und Disinganno zum Wettstreit an (Rezitativ „Dunque si prendan l’armi“ / „Wohlan, greift zu den Waffen“), um Bellezza das „wahre Vergnügen“ der Gottesfurcht und inneren Einkehr vor Augen zu führen. Die ihrer Unbedarftheit und Sicherheit entrückte Heldin befindet sich zwischen zwei weltanschaulichen Lagern: Tempo und Disinganno mahnen als Vertreter des barocken „Memento mori“ („Gedenke deiner Sterblichkeit“), Piacere dagegen beharrt ohne Unterlass auf ihrer hedonistischen Interpretation des antiken Leitsatzes „Carpe diem“ („Nutze den Tag“). Mithilfe von Gleichnissen und drastischen Bildern nimmt das Ringen um die Protagonistin seinen Lauf, und Bellezza tritt mit den Allegorien in ein jeweils individuelles Spannungsverhältnis.Händels erstes Oratorium entstand im Frühsommer des Jahres 1707, in Rom, wo der damals zweiundzwanzigjährige Komponist auf seiner Studienreise durch Italien Station machte. Die kulturpolitische Situation der heiligen Stadt war herausfordernd, denn Opern waren per Weisung des ansässigen Klerus verboten. So schuf Händel ein als Oratorium „maskiertes“ Werk, das zu einer szenischen Darstellung geradezu auffordert, in seiner zeitlosen Thematik nach wie vor berührt und uns über Händel zudem eines verrät: Dass er in seiner Musik nach einer ihn überdauernden und allzeit gültigen Schönheit strebte.
Das Landestheater auf: